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Über uns

Seit 2015 haben sich verschiedene sammlungsbasierte Institutionen Berlins zusammengeschlossen, um gemeinsam Forschungen zu, in und über Berlins Sammlungen zu ermöglichen.

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Projekte

Die Ergebnisse individueller sowie kollektiver Forschungsprozesse werden im Rahmen verschiedener Veranstaltungen aktiv nach außen getragen und bieten die Grundlage für transparente, zukunftsgewandte Diskussionen über Berlins Sammlungslandschaft.

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Forschungsthemen

Sammlungen sind als Instrumente der Wissenschafts- und Kulturpolitik Wandlungsprozessen unterworfen. "KOSMOS Berlin" bietet eine Plattform, um die Vernetzungen, Verschiebungen und Brüche sowohl in vorhandenen als auch verlorenen Berliner Sammlungen aufzuzeigen.

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Über uns. Ziele & Mitglieder

Berlin ist eine Stadt der Dinge, in denen sich die Welt spiegelt.
Diese Dinge reichen von Skulpturen und Fossilien über Reisetagebücher bis hin zu Tonaufnahmen und unscheinbaren Herbarblättern.
So unterschiedlich diese Dinge auch sind, sie werfen Fragen auf, sie regen zum Nachdenken an und sie wollen erforscht und kommuniziert werden. Dies gelingt am besten im grenz-, institutions- und fachübergreifenden Austausch.
Wir sind ein Zusammenschluss sammlungsbasierter Institutionen. Eine aufeinander bezogene Geschichte verbindet uns. Brüche und Kontinuitäten der Stadt reflektieren sich in der Historie ihrer Sammlungen und in der Erforschung der Objekte. Eines unserer Anliegen ist es, einen Dialog über Objekte und ihre Kontexte anzuregen und diesen in unterschiedlichen Konstellationen und Formaten zu führen. Damit nehmen wir unsere historisch gewachsene Verantwortung wahr, die Sammlungen als Gedächtnisspeicher, - archiv und Ressource dieser Stadt zu öffnen, zu entwickeln und Diskussionen anzuregen.

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Projekte. Forschung, Lehre & Vermittlung

Im Wintersemester 2016/17 präsentierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von "Kosmos Berlin-Forschungsperspektive Sammlungen" in Rahmen des Offenen Hörsaals an der Freien Universität Berlin Forschungsergebnisse zu "Sammlern und Sammlungen in Berlin". Details zur Vorlesungsreihe finden Sie hier.


18.10.2016 Prof Dr. Thomas Borsch, Dr. Patricia Rahemipour
Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin
"Sammlungsgeschichte(n) interdisziplinär - Das Beispiel Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin"




18.10.2016 Dr. Hans Walter Lack
Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin, Abteilungsleiter a.D.
"Alexander von Humboldts botanische Sammlungen als europäische Netzwerke"




08.11.2016 Dr. Tobias Kraft
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
"Auf dem Weg zu einer digitalen Edition der Reisemanuskripe Alexander von Humboldts"




15.11.2016 Dr. Jutta Weber
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Leiterin Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin
"Autographensammlungen - Chancen für die Entdeckung von Ideen. Vorgestellt wird die Sammlung "Darmstaedter", einer Fundgrube der Wissenschaftsgeschichte"




22.11.2016 Katja Kaiser
Freie Universität Berlin, Friedrich-Meinecke-Institut
"Georg Zenker und seine kolonialen Sammlungen in (drei) Berliner Museen"




29.11.2016 Prof. Dr. Elisabeth Tietmeyer
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Direktorin Museum Europäischer Kulturen
"Dahlem forever? Zur Geschichte und Zukunft des Museum Europäischer Kulturen - Staatliche Museen zu Berlin"




06.12.2016 Dr. Nils Güttler
ETH Zürich, Professur für Wirtschaftsforschung
"Beobachtungen organisieren: Pflanzengeographische Karten und botanische Sammlungen am Beispiel Berlins"




13.12.2016 Dr. Jochen Hennig
Humboldt-Universität zu Berlin, Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Sammlungsbeauftragter der Humboldt-Universität
"Sind Universitätssammlungen anders als Museumssammlungen? Streifzüge durch die Berliner Sammlungslandschaft."




03.01.2017 Wolfgang Crom
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Leitung Kartenabteilung, Staatsbibliothek zu Berlin
"Karten - für wen? -von wem?"




07.02.2017 Paul Spies
Stiftung Stadtmuseum Berlin, Direktor
"Sammeln für die Zukunft"
& Prof. Dr. Peter van Mensch
Freier Museologe, ehm. Universität Amsterdam
"Collection development as challenge"




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Forschungsthemen. Geschichte, Vernetzung & Visionen

Sammlungen spiegeln Verschiebungen, Brüche und Vernetzungen in der Wissenschafts- und Kulturlandschaft Berlins wider. Hier finden Sie einen Überblick über aktuelle, sammlungsbezogene Projekte der teilnehmenden Institutionen.


Anna Webt Reformation. Ein Bildteppich und seine Geschichten

Ein gewirkter, 3,80 Meter langer und 0,50 Meter hoher Teppich signiert von einer gewissen Anna Bump aus dem 17. Jahrhundert offenbart mit seinem dichten und bunten Bildprogramm eine theologische Weltsicht der damaligen Zeit.
Es ist ein einzigartiges Objekt zur Reformationsgeschichte. Er wird vom 14.7.2017 bis zum 28.1.2018 im Museum Europäischer Kulturen in Dahlem (MEK) gezeigt.
Der Teppich entstand 1667 anlässlich des 150. Jahrestages der Reformation in der norddeutschen Region Dithmarschen. Seine handwerkliche Ausführung zeigt flämische und nordniederländische Einflüsse; denn viele Exilanten, die wegen ihres Glaubens nach Norddeutschland geflohen waren, ließen sich in der Region nieder und hatten auch ihre handwerklichen Fähigkeiten mitgebracht. Wertvolle zeitgenössische Objekte aus dem Kircheninventar der Region, textile Vergleichsstücke sowie verschiedene Objekte der Alltagkultur komplettieren die Präsentation. Sie ermöglichen einen emotionalen Zugang in die bäuerliche Welt Dithmarschens in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Der Teppich hat zudem eine spannende Vergangenheit. Gefertigt in der Region Dithmarschen, gelangte das Stück nach Nordamerika, und wurde 1955 an das Israel-Museum in Jerusalem gespendet. In die Sammlung des MEK kam er 1971 durch einen Objekttausch mit hochwertigen Exponaten des 16. und 17. Jahrhunderts aus der Judaica-Sammlung des Berliner Museums.
Weitere Informationen zum Projekt und zur Ausstellung auf der Website des Museums.



Textilrestauratorinnen des MEK bei der näheren Begutachtung des Reformationsteppichs
© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Michael Mohr


Sarah Wassermann - Modegruppen und Textilzirkel in der DDR: die Sammlung im MEK. Husum: Verlag der Kunst, 2017.

Das Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin (MEK) widmete sich von Dezember 2016 bis November 2017 in einem Forschungsprojekt der „Tiefenerschließung der DDR-Textilkunst-Sammlung“. Das MEK verfügt über eine umfassende Sammlung von ca. 180 Textilien, die in der DDR im Rahmen des sogenannten Künstlerischen Volksschaffens größtenteils in Textilzirkeln und Modegruppen als künstlerische Amateurarbeiten entstanden sind. Dieser Objektbestand konnte mit Hilfe von Fördermitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) erschlossen und der Öffentlichkeit über die Museumsdatenbank smb-digital.de zugänglich gemacht werden. Hierdurch wurde eine weitere Erkundung der Objekte auch für Außenstehende über das Internet möglich. Die Tiefenerschließung umfasste neben der fotografischen und schriftlichen Dokumentation auch eine Auseinandersetzung mit dem verfügbaren Quellenmaterial, wie Dokumentationsmaterialien zu einzelnen Gruppen, Ausstellungskataloge, Lehrmaterial und ähnliches. Darüber hinaus konnten im Rahmen des Forschungsprojektes Zeitzeugengespräche geführt werden. Diese sind für das Museum von unschätzbarem Wert, da sie Aufschluss über die Geschichten und den Entstehungskontext der Objekte liefern. Durch die Aufzeichnung der Gespräche konnten die persönlichen Gedanken und Erinnerungen der involvierten Personen als immaterielles Kulturerbe bewahrt werden. Dies ist insbesondere deshalb notwendig, weil die Geschichte des textilen Laienschaffens in der DDR und der damit verbundenen Objekte bislang wenig erforscht ist. Die entsprechende Publikation gibt einen Einblick in die Thematik und stellt den Museumsbestand anhand exemplarischer Objekte und Objektgruppen vor.
Dieses Forschungsprojekt entwickelte die Kulturwissenschaftlerin Sarah Wassermann als Vorbereitung ihres Dissertationsvorhabens „Wir machen weiter!“ FreizeitkünstlerInnen in Textilzirkeln der DDR- Motivationen, Werke und individuelle Lebenswege vor und nach der Wende (Arbeitstitel)“ . Hier erforscht sie die künstlerische Textilgestaltung als Teil der staatlich geförderten Freizeitkunst („künstlerisches Volksschaffens“) in der DDR. In der Arbeit werden verschiedene Sammlungsbestände, u.a. des MEK und der Akademie der Künste, exemplarisch herangezogen und miteinander vernetzt. Vor allem Ersteres verfügt über umfangreiches, ergänzendes Quellenmaterial zum Thema, welches neues Kontextwissen eröffnet. Durch Recherchen hierin sowie Gespräche mit ZeitzeugInnen wird ein detailliertes Bild der textilen Freizeitkunst der DDR im kulturhistorischen sowie politischen Kontext geschaffen und die Kenntnisse über die Sammlungen erweitert. So können auch divergierende, sich wandelnde Sammlungsinteressen und -schwerpunkte sowie künstlerische Entwicklungen und Produktionskontexte aufgezeigt werden. Die Arbeit verfolgt dabei einen stark interdisziplinären Ansatz an der Schnittstelle von Kunst- und Kulturgeschichte sowie -anthropologie.



Sonnenschirm, 1970er-Jahre, entstanden im Textilzirkel von Ingeborg Bohne-Fiegert in Potsdam
© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Ute Franz-Scarciglia



Sarah Wassermann - Modegruppen und Textilzirkel in der DDR: die Sammlung im MEK. Husum: Verlag der Kunst, 2017.


Georg Zenker - koloniale Sammlungen in (drei) Berliner Museen

Von Beginn an hat „Kosmos Berlin :: Forschungsperspektive Sammlungen“ als Akteure Sammler in den Blick genommen, die für mehrere Berliner Institutionen tätig waren. Die von ihnen zusammengetragenen Objekte und die Sammlerbiographien sind ideale Ansatzpunkte, um die Sammlungsgeschichte der Berliner Museen und Archive als gleichzeitige und aufeinander bezogene Entwicklungen zu betrachten.
Beim Auftaktworkshop des Forschungsverbundes im November 2015 wies die Historikerin Katja Kaiser unter anderen auf den Kolonialbeamten und späteren Plantagenbesitzer Georg Zenker hin, der zwischen 1889-1920 Tausende wissenschaftlich wertvolle botanische, zoologische und ethnologische Objekte aus der damaligen deutschen Kolonie Kamerun an die Museen in Berlin sandte. Neben den kolonialen Sammlungen befinden sich im Berliner Botanischen Museum, dem Museum für Naturkunde und dem Ethnologischen Museum Teile seines Erbes in Form von Briefen und Zeichnungen. Im November 2016 stellte Katja Kaiser im Rahmen einer Vortragsreihe der Forschungsperspektive Kosmos Berlin Georg Zenker und insbesondere seine botanischen Aufsammlungen näher vor. Die Berliner Fotografen Yana Wernicke und Jonas Feige berichteten auf dieser Veranstaltung von ihrem Fotoprojekt zu den Nachfahren Zenkers und machten auf den verfallenden Nachlass von Georg Zenker in Bipindi in Kamerun aufmerksam.
Seitdem bemüht sich ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Künstlern in Berlin und in Yaoundé/Kamerun – darunter Historiker, Kulturwissenschaftler, Botaniker, Ornithologen, Ethnologen, Afrikanisten und Fotografen – in Zusammenarbeit mit den Nachfahren Zenkers in Kamerun, Deutschland, Belgien und in den Niederlanden um die Digitalisierung der Dokumente in Familienbesitz. Die Sicherung des Nachlasses und die Zusammenführung in digitaler Form mit den Beständen der Berliner Museen soll die Grundlagen bilden für ein interdisziplinäres und institutionenübergreifendes Forschungsprojekt. In Vorbereitung ist eine Publikation von Katja Kaiser zu Georg Zenker und seiner Sammeltätigkeit mit Schwerpunkt auf den botanischen Objekten sowie ein Fotoband von Yana Wernicke und Jonas Feige. (Workshop angemeldet)
"Zenkeri" - Projekt auf der Website von Yana Wernicke
"Zenkeri" - Projekt auf der Website von Jonas Feige




Herbarbeleg
© Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin, Curators Herbarium B (2017). Digital specimen images at the Herbarium Berolinense. [Dataset]. Version: 13 Dec 2017. Data Publisher: Botanic Garden and Botanical Museum Berlin. http://ww2.bgbm.org/herbarium/ [http://herbarium.bgbm.org/object/B100159860, image ID:222522.]).



Fotografie aus dem Projekt "Zenkeri" von Yana Wernicke und Jonas Feige


Alexander von Humboldt - Manuskripte aus Berliner Sammlungen in der edition humboldt digital

Das Akademienvorhaben „Alexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegung“ widmet sich der Erschließung und Erforschung der Handschriften zum Humboldt’schen Lebensprojekt Reise. Neben den Tagebüchern der großen hemisphärischen Reisen durch die Amerikas und Russland zählen dazu Nachlassmanuskripte und Korrespondenzen, die mit den Forschungsreisen in unmittelbarer Beziehung stehen und zusätzliche Perspektiven auf die Werkgenese sowie auf Praktiken kollaborativen Forschens und Schreibens eröffnen. Exemplarisch dafür stehen Humboldts biogeographische Untersuchungen während und nach der amerikanischen Reise. Seine „Ideen zu einer Geographie der Pflanzen“ erschienen 1807 als erster Band des Reisewerks. In Humboldts Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin liegen Dokumente, die er und sein Mitarbeiter Karl Sigismund Kunth um 1825 für eine – nie erschienene – zweite Auflage der „Ideen“ zusammengetragen haben.
Die vom Akademienvorhaben herausgegebene edition humboldt digital führt diese, von Humboldt und Kunth mittels eines besonderen Verweissystems zueinander in Beziehung gesetzten, heute aber im Nachlass verstreut liegenden Ideensammlungen, Gelehrtenbriefe, Notizen und Exzerpte erstmals wieder zusammen. Humboldts pflanzengeographische Schriften gaben einer neuen Generation von Forschern wichtige Impulse. Seine Briefe an den Arzt, Botaniker und Forschungsreisenden Franz Julius Ferdinand Meyen zeigen Humboldt als Förderer junger Gelehrter. Diese, in der Humboldt-Sammlung Hein der Stiftung Stadtmuseum aufbewahrte, Korrespondenz liegt ebenfalls in der edition humboldt digital vor.




Alexander von Humboldt an Franz Julius Ferdinand Meyen. [Berlin], Mittwoch, [Anfang 1830] , hg. v. Petra Werner unter Mitarbeit von Ingo Schwarz und Tobias Kraft. In: edition humboldt digital, hg. v. Ottmar Ette. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. Version 2 vom 14.09.2017. URL: http://edition-humboldt.de/v2/H0006179


BGBM - Eine Aufarbeitung der NS-Geschichte

Weimarer Republik, Weltwirtschaftskrise, Drittes Reich, Weltkrieg und Besatzungszeit – um nur ein paar einschneidende Ereignisse zu nennen – sind nicht spurlos an der Geschichte des BGBM vorbeigegangen und haben zu seiner Gestaltung und Entwicklung beigetragen.
Im Rahmen des Projekts zur Aufarbeitung der NS-Geschichte des Botanischen Gartens und Botanischen Museums zu Berlin werden zwei Aspekte untersucht, die ausschlaggebend für die wissenschaftliche/institutionelle Arbeit von 1920 bis in die frühen Nachkriegsjahre am BGBM sind. Der ab 1921 als Generaldirektor zuständige Ludwig Diels entwickelte sich schnell zu einer tragenden Persönlichkeit. Nach dem Aufschwung der Goldenen 20er war es zu einem Großteil ihm zu verdanken, die Finanzierung und Organsiation in den 30er-Jahren aufrechtzuerhalten, indem er seine örtlichen Funktionen und weitreichenden Netzwerke geschickt auszunutzen wusste, um entsprechende Gelder zu akquirieren.
Innerhalb des zweiten Ansatzes wird die Vernetzung des BGBM mit der weisungsbefugten Friedrich- Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität zu Berlin), diversen Ministerien sowie weiteren wissenschaftlichen Insititutionen zu jener Zeit untersucht. So resultierten beispielsweise aus der Zugehörigkeit zur Universität eine Reihe von Verwaltungs- und Zuständigkeitsproblematiken.
Ziel ist es, mit Hilfe von Korrespondenzen, Aufzeichnungen des BGBM sowie Archivalien berlinbrandenburgischer Archive zu veranschaulichen, inwieweit es dem BGBM innerhalb und durch seine Netzwerke in der Zeit 1920–1950 und insbesondere innerhalb des Dritten Reichs möglich war, sowohl in gestalterischer und wissenschaftlicher als auch politischer Hinsicht eigenständig zu agieren. Ein Zeitraum von dreißig Jahren bietet in dieser Hinsicht die optimale Voraussetzung, eine öffentliche Institution unter diversen politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten zu untersuchen und ein Stück Berliner Geschichte zu rekapitulieren.


Haarbilder: zwischen Kunsthandwerk und kulturellen Wissensspeichern

Bei den vor allem im 18. und 19. Jahrhundert in Mittel- und Nordeuropa üblichen Haarbildern handelt es sich um Kastenbilder, in denen Menschenhaar als Material verarbeitet wurde. Das Haar wurde zumeist zu Ranken oder Blüten verarbeitet oder zu Locken gelegt. Weiterhin existieren Haarbilder, die aus Haaren gestickt oder aus zu Staub zermahlenen Haaren geklebt wurden. Eingesetzt wurden die Haarbilder vorrangig als Erinnerungsträger: Anhand des Haares der beteiligten Personen erinnerten sie an herausragende Anlässe wie Namenstage, Hochzeiten und Taufen und bewahrten das Andenken an nahe Verstorbene. Das Haar übte darin die Funktion einer "säkularisierten Reliquie" aus. Als pars pro toto garantierte es die Gegenwart einer Vergangenheit in einer Zeit, in der Gedenken zunehmend individualisiert und im Rahmen einer neuen Gefühlskultur aufgewertet wurde. In der Sammlung des MEK befinden sich 44 Haarbilder. Der Bestand wird derzeit aufgearbeitet und wird ab 2020 über einen Bestandskatalog öffentlich zugänglich sein.



Haarbild zum Totengedenken, Deutschland, Mitte 19. Jahrhundert
© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug



Haarbild zum Totengedenken, Marseille/Frankreich um 1865
© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug

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Veranstaltungen. Salon Kosmos & Workshops

Kosmos Berlin :: Forschungsperspektive Sammlungen veranstaltet zweimal jährlich das abendfüllende Format Salon Kosmos. Zukünftig werden Gastrednerinnen und -redner sowie Mitglieder von Kosmos Berlin in diesem Rahmen regelmäßig zu vielfältigen Themenschwerpunkten ins Gespräch kommen, Forschungsfragen entwickeln und zusammen weiterdenken. Wechselnde Veranstaltungsorte greifen dabei die Bandbreite der Berliner Institutionen auf.
Sie haben Interesse, beim nächsten Salon Kosmos dabei zu sein? Kontaktieren Sie uns!


Archiv


Koloniale Sammlungen, Provenienzforschung und ein Stück Berliner Geschichte in einem Künstleratelier zu erleben
Der letzte Komos Salon des Jahres 2019 war so vielfältig wie die Mitglieder des Forschungsverbundes. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des IfM und der neuen Leitung durch Dr. Patricia Rahemipour hatten die Anwesenden Gelegenheit die diversen Schwerpunkte und Dienste des Instituts bei einem Rundgang durch das historische Gebäude kennen zu lernen und sich über Museumsforschung und Sammlungsaufgaben auszutauschen.
Koloniale Sammlungen und die Provenienzforschung in diesem Zusammenhang wurden durch die Vorträge von Wolfgang Crom und Dr. Larissa Förster und Dr. Iris Edenheiser aufgegriffen. Die Staatsbibliothek besitzt eine große Sammlung kolonialer Karten, anhand derer Wolfgang Crom die koloniale Namensgebung am Kilimandscharo erarbeitete. Er stellte heraus, dass Namen von Gipfeln, Gletschern und Co. historischem Wandel und kulutrellen Einflüssen ausgesetzt waren und es bis heute noch sind.
Das neue Handbuch zur Museumsethnologie, herausgegeben von Dr. Larissa Förster und Frau Dr. Iris Edenheiser bietet eine umfassende Einführung in die Provenien an Objekten aus kolonialen Kontexten. Ethnographische Sammlungen werden hierbei aus theoretischer und praktischer Perspektive reflektiert und mit aktuellen internationalen Debatten in Beziehung gesetzt. Die Neuerscheinung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste stellte Maria Obenaus vor. Der Leitfaden zur Identifizierung und Provenienzforschung von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut erklärt die Methodik anhand von Fallbeispielen. Datenbanken und weitere (technische) Hilfsmittel sowie Provenienzmerkmale verschiedener Nazi-Sammler oder Kunsthändler werden ausführlich erläutert.
Martina Weinland von der Stiftung Stadtmuseum Berlin erzählte von ihrem neuen Projekt ein Stück der Berliner Stadtgeschichte zu vermitteln. Das Atelier der Berliner Künstlerin Jeanne Mammen materialisiert nicht nur den persönlichen Werdegang der Graphikerin, Malerin und Lebenskünstlerin Mammen, sondern ist ein Zeugnis des turbulenten 20. Jahrhunderts in Berlin. Interessierte können die kleine Wohung kostenlos mieten und sich in einer kleinen Gruppe von bis zu acht Personen dort aufhalten. Martina Weinland realisiert mit ihrer Vision etwas Einzigartiges: Der Besuch des Ateliers macht die zeitgenössische Kunstszene und die Geschichte der Stadt erfahrbar.
Im Anschluss gab es einen regen Austausch im Garten des Instituts bei Glühwein, Grillgut, einem üppigen Buffet und einem Stück Geburtstagskuchen zu den Impressionen der Vorträge, kommenden Projekten und möglichen Anträgen.


Provenienzforschung am Sammlungsgut während der Sowjetischen Besatzungszeit und der DDR
An diesem Abend bot das Deutsche Historische Museum als Gastgeber den Teilnehmenden zwei spannende Einblicke in die Provenienzforschung am DHM und in die Ausstellungsarbeit. Zunächst stellte eine Führung durch die Ausstellung Weimar: Vom Wesen und Wert der Demokratie kreative Ideen zur inklusiven Ausstellungsarbeit vor. Die Umsetzung beanspruchte alle Sinne: alte Musik- und Tonaufnahmen als Hörprobe oder Filmplakate, die als Holzausschnitt zu ertasten waren. Anschließend präsentierte Christopher Jütte als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Provenienzforschung des DHM seine Forschung zur Provenienz der Sammlung des DHM unter besonderer Berücksichtigung der übernommenen Objekte aus dem Museum für Deutsche Geschichte der DDR. Herausforderungen und Anregungen wurden anfänglich im Plenum und im Anschluss in Kleingruppen bei einem kleinen Imbiss ausgetauscht.




Koloniale Sammlungen
Erneut thematisierte der Komos Salon die Provenienzforschung und Sammlungen aus kolonialen Kontexten. Zum Einstieg in den Dialog führten Patricia Rahemipour und Kathrin Grotz die Teilnehmer „hinter die Kulissen“ des Botanischen Museums mit besonderen Blick auf die Sammlungen aus kolonialem Zusammenhang an. Im Anschluss gab es einen regen Austausch auf der Terrasse des neu eröffneten Victoriahauses zu kommenden Projekten und möglichen Anträgen.


Von Humboldts Federkielen bis zu samischen Objekten
Beim letzten Treffen von Kosmos Berlin am 12.03.2018 zeigte sich erneut, wie breit die Vielfalt der Themen und Forschungsprojekte in den beteiligten Institutionen ist.
Der Fokus für das Jahr 2018 ist das Thema Provenienzforschung.
Unter diesem Blickwinkel wurden sechs Projekte vorgestellt. Dominik Erdmann präsentierte in diesem Zusammenhang seine Forschungen zu Alexander von Humboldts Schreibgeräten und deren Weg durch verschiedene Hände vor, Jana Wittenzellner gab spannende Einblicke in die Provenienzforschung in den Sammlungen des Museums Europäischer Kulturen. Sylke Frahnert ist am Museum für Naturkunde untere anderem für für die Sammlung der Vogelbälge zuständig und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit deren Herkunftsgeschichten. Den Zuhörern stellte sie einige Ergebnisse dieser Forschungen vor. Katja Kaiser promoviert am Botanischen Garten über die Botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien und verfolgt dabei besonders die Biografie des Sammlers Georg August Zenker, gemeinsam mit einer interdisziplinären Arbeitsgruppe aus Kosmos Berlin. Aus dem Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin sprach Vincent Seidl zur Aufarbeitung der NS-Geschichte der Institution und der Vorbereitung eines dazugehörigen Antrags. Sarah Elena Link von der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland informierte zu einem neuen Format für universitäre Sammlungen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste. Im Sinne eines Erstchecks zu NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut lassen die Sammlungen des Winkelmann-Instituts für Klassische Archäologie der HU Berlin, die Mineralienniederlage der TU Bergakademie Freiberg und deren Nachfolgesammlungen sowie die Spezialbibliothek für Botanik des Botanischen Garten und Botanischen Museums Berlin als Pilotprojekt ihre Bestände überprüfen, um davon ausgehend mögliche Folgeprojekte zu entwickeln.

In großer Runde diskutierten die Verbundpartner anschließend über gemeinsame Infrastrukturen, Methoden und Desiderate der Provenienzforschung an ihren Häusern. Der Vorteil der Arbeit im Verbund zeigte sich schnell: die Teilnehmer des Workshops ergänzten Infos zu den erwähnten Sammlern und wiesen auf relevante Literatur hin. Beim anschließenden Salonabend wurde die Möglichkeit sich weiter produktiv und fachlich auszutauschen rege genutzt. Die begonnenen Gespräche wurden bis in die frühen Abendstunden im angrenzenden Hofcafé des Märkischen Museums fortgesetzt. Der nächste Salonabend ist für den frühen Sommer im Botanischen Garten geplant.


Berliner Sammlungen zusammen-denken
Was verbindet die Berliner Museen und Sammlungen? Wo liegen die Verknüpfungen von Objekten, Einrichtungen und Akteur_innen? Welche gemeinsamen historischen Einschnitte wirken noch bis heute nach? Und welche neuen Perspektiven kann die Erforschung dieser Zusammenhänge für die Berliner Museumswelt eröffnen?

Fragen wie diese umspannten den Abend des 18.12.2017: zum zweiten Mal trafen sich die Mitglieder des Forschungsverbundes zum :: Salon Kosmos :: im Einsteinsaal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Dem anregenden Vortrag der beiden Kunsthistoriker Katrin Hiller von Gaertringen und Hans-Georg Hiller von Gaertringen zur Geschichte und Entwicklung der Berliner Museen schloss sich eine rege Diskussion an, die in lockerer Atmosphäre und persönlichem Gesprächen bis in den späten Abend fortgesetzt wurde.





Fotos: Judith Bauernfeind

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Kontakt. Email & Telefon

Wir freuen uns jederzeit, wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen.

Ansprechpartnerin: Dr. Patricia Rahemipour
Email: p.rahemipour@smb.spk-berlin.de
Telefon: +49 30 8301 470

Foto: Staatliche Museen zu Berlin - Ethnologisches Museum

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